Endlich ist es mit den jüngsten Lockerungen wieder möglich Ausstellungseröffnungen im Innenraum und mit Publikum zu veranstalten. Wir freuen uns daher sehr Sie zu unserer Eröffnung der Ausstellung TIME(DIS)PLACEMENT 2 am Sonntag den 20.6.2021 um 11 Uhr einladen zu können.
Es begrüßt Sie der 1. Stellvertretende Bürgermeister Erkan Zorlu.
Zur Einführung spricht Prof. Rolf Sachsse.
Die internationale Ausstellung zeigt Fotografie & Neue Medien mit Werken von Mike Baginy (USA), Frank Baquet (D), Wimk Bosch (NL), Bettina Gorn (D), Alexandra Hinz-Wladyka (D), Helmut Hergarten (D), Evangelos Koukouwitakis (D), David Kregenow (D), Helene Marcoz (F), Volker Tenner (D), Hella Van ‘T Hof (NL), Dieter Wessinger (D), Michael Wittassek (D) und Stefan Zajonz (D).
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (72 S., 21 x 21 cm, Softcover, Engl. Broschur) ISBN 978-3-945235-13-3 der zum Preis von 14,90 EUR erhältlich ist.
Die Ausstellung ist bis zum 18. Juli 2021 jeweils samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 02241/1261581 zu sehen.
Besucher der Ausstellung und der Eröffnung müssen entweder aktuell negativ getestet, vollständig geimpft oder genesen sein und einen entsprechenden Nachweis vorlegen, der beim Einlass kontrolliert. Für die Gewährleistung der Rückverfolgbarkeit kann entweder über die offizielle Corona App eingecheckt werden oder ein Kontaktdatenformular ausgefüllt werden. Das Kontaktdatenformular kann vorab auf der Website des Kunsthauses heruntergeladen und in Ruhe zu Hause ausgefüllt werden. Innerhalb der Galerie besteht Maskenpflicht. Es gelten die aktuellen Hygieneschutzbestimmungen. In den Ausstellungsräumen ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Kunsthaus befindet sich ein Schnelltestzentrum für das man unter www.buerger-schnelltest.de<http://www.buerger-schnelltest.de> online einen Testtermin vereinbaren kann. Nach 15 Minuten erhält man per SMS oder E-Mail sein Testergebnis.
Unter dem Titel „NEUSTART“ zeigen die Künstler/innen Margret Schopka, Rosemarie Stuffer, Stefan Philipps und Rolf Scheider vom 21. März bis 18. April im Kunsthaus Troisdorf eine Auswahl ihrer Arbeiten. Ihre Werke scheinen auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten aufzuweisen, doch der genauere Blick deckt viele Überschneidungen auf. Alle vier benutzen eher gewöhnliche bzw. alltägliche Materialien um zu ihren künstlerischen Aussagen zu gelangen. Dabei geht es bei allen um das Thema Assoziation und Deutungsfreiheit. Die zumeist abstrakten Arbeiten sind dabei realitätsnäher als es den Betrachtenden auf den ersten Blick hin auffallen mag.
Allen vier Künstler*innen gemeinsam ist das Bestreben sowohl realitätsfreie wie auch realitätsbezogene Assoziationen hervorzurufen und so bei den Betrachtenden die visuelle Suche nach Unbekanntem und Bekanntem zu stimulieren.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten (Sa. 15 – 18 Uhr u. So. 11 – 14 Uhr) nur nach vorheriger Anmeldung und Terminvereinbarung per E-Mail unter scheider.stuffer@t-online.de oder telefonisch unter 0178-6350949 zu sehen. Für den Besuch ist ein ausgefülltes Kontaktdatenformular erforderlich. Das Formular kann vorher von der Webseite des Kunsthauses heruntergeladen und zu Hause in Ruhe ausgefüllt werden.
Einen „Neustart“ legen die vier Künstler und Künstlerinnen nun unbeirrt auf das Parkett im Kunsthaus Troisdorf. Lange genug haben sie gewartet, eingespannt in ein entsetzliches Hin und Her von Lockdown, kurzen Öffnungen und neuen Enttäuschungen. Und jetzt ist es so weit. Die neuen virtuellen Möglichkeiten des Films werden miteinbezogen, und da man so einen virtuellen Rundgang auch abspeichern kann, wird er vielleicht mehr Dauer entwickeln als manche real besuchte Ausstellung. Ein schwacher Trost wenigstens. Doch der haptisch sinnliche Eindruck, das Verweilen vor den Originalen, und zwar genau so lang wie man möchte, im selbst gewählten Abstand und Einfallswinkel vom Licht, das kann natürlich nicht ersetzt werden. Also versuchen Sie, sobald das möglich ist, hierher zu kommen. Doch der Film gibt nun einen ersten Einstieg in die Arbeiten von vier unterschiedlichen Künstlern und Künstlerinnen, die überraschend gut zusammenpassen. Es sind Margret Schopka und Rosemarie Stuffer, Stefan Phillipps und Rolf Scheider, die hier in dem großen luftigen Kunsthaus in Troisdorf ihr Werk vorstellen. Ein Miteinander, das sich auf interessante Weise ergänzt, was man natürlich am besten an den raffinierten Sichtachsen der Ausstellung sieht, wobei alle vier das Tafelbild auf ihre „Art“ und Weise umspielen oder es auch verlassen, indem sie auf verschiedenste Weise den Raum erobern. Es ist eine Ausstellung, die zeitkritisch ernst ist, und doch auch voller Humor zum Schmunzeln einlädt, voller ästhetischer Schönheit und Entdeckungen. Den Arbeiten haftet etwas Prozesshaftes an. Sie sind aus Veränderung entstanden wie die Rostarbeiten bei Stefan Phillips, sie können sich im Vorbeiziehen verändern wie bei dem Drahtseilakt von Rolf Scheider oder sie verändern sich, wenn man sie umgeht, wie die Hausskulptur bei Rosemarie Stuffer oder sie verändern sich in und mit der Zeit, wie bei Margret Schopka, die eine niemals fertiges Tapisserie zeigt, schön wie die Unvollendete (Symphonie) von Franz Schubert. Das ist Kunst als Lebensbegleitung bei allen vieren. Und doch haben die vier jeweils auch ein ganz eigenes Profil. Überall wo es licht und hell ist, sind die sanften Geheimnisse von Rosemarie Stuffer zu entdecken, sei es Malerei, seien es Wandobjekte aus Papier oder Draht, oder ihre Radierungen , die hier zum ersten Mal zu sehen sind. Es eignet ihnen etwas Schwebendes, etwas der Schwerkraft Entzogenes, ja es sind vielleicht wirklich Engel mit leichtem Flügelschlag, die durch diese Bilder ziehen, die erst in diesen Sommer in Salzburg entstanden sind, wo die Künstlerin regelmäßig Fortbildungskurse besucht. Es sind Kaltnadelätzungen in der Kupferplatte. Feinst bewusst gesetzte Schraffuren, die Räumliches andeuten, stehen in Spannung zu leichthin gestreuten, flockigen Strichbüschelchen, doch diese Spannung bleibt ein sanftes Tauziehen um das Geheimnisvolle. Titel wie „Traumwunsch“ verraten dieses schwebend nicht Festzulegende. So ist es auch bei einer, aus leichtem Papier bestehenden hellen Hausskulptur, bei der die gelben Fensterbretter nach innen oder außen geklappt, diese Bewegungselemente wiedergeben, von denen ich anfangs sprach. Es ist eine Skulptur, die umgehbar ist und das kann man sogar mit der Kamera einfangen. Völlig anders ist die Bewegung bei Stefan Phillipps, der geschliffen klare Kuben ganz bewusst in ein Informel setzt, das sich allein aus den Ausblühungen von Rost ergibt. Hier sind zwei Bilder zu sehen, die aufeinander bezogen sind und verschieden zueinander gedreht werden können. Sie bestehen aus einer starken inneren Spannung, indem klare geometrische oder stereometrische Quader und Kuben schnittartig mittels einer dominanten Weißlinie voneinander getrennt sind, während all das andere aufblühend und malerisch ineinander übergeht. Es ist ein natürliches Geschehen, das der experimentelle Künstler dem Rost abzutrotzen weiß, bis sich längere Ablösungsprozesse auf die aufgelegten Papiere übertragen und diese dann wiederum ebenso fragil werden wie die dünnen Rostbleche selbst. Solche Spannung zwischen Fragilem, Morbidem und den klaren Setzungen bestimmen die Bilder von Stefan Phillipps. Doch noch mehr: wir fragen, was ist eigentlich eine horizontale Linie, evoziert sie nicht automatisch die Vorstellung eines Horizontes und damit ein Landschaftsbild? Und noch ein bisschen mehr: Werden uns hier „blühende Landschaften“ eröffnet, allerdings aus Rost, in denen nur wenige kulturelle Relikte in Form von farbigen Kuben dem diametral ausgreifenden Zerfall zu trotzen scheinen? Sollen wir das mal mit dem Klimawandel verbinden oder mit der Unfähigkeit des Menschen, dem es nichts nützt, sich in seine so schön und klar konstruierten Behausungen zurückzuziehen. Mit Blechen arbeitet auch Rolf Scheider, der seine Teile auf Schrottplätzen findet und sie dann zu nobilitieren weiß, indem sie eine edle Patina annehmen, wie der kleine Kubus, der wie ein schwerer Basaltstein aussieht und doch ganz leicht ist, oder dieses kleine seltsam beseelte gedrungene Wesen, dem ich den Namen „Hobbit“ verliehen habe. Von ganz anderer, leichterer „Art“ Ist die Reihe seiner Seiltänzer in einem kühnen Drahtseilakt im wahrsten Sinne des Wortes. Kurz vor der Wand ist das Seil gespannt, aber so, dass die Figuren darauf und darunter ihre interessanten Schatten werfen können. Dort turnen 12, ebenfalls aus Draht geformte Gestalten durchs Leben. Sie werfen die Arme lustvoll hoch in höchstem Vergnügen oder ducken sich ab bis zum Absturz oder zu einem letztendlichen Verdrücken. Auch hier ist alles Bewegung, durch die Schatten noch einmal vervielfacht. Es ist eine Zeichnung im Raum mit dem Echo des Schattens. Rolf Scheider stellt übrigens zum allerersten Mal seine Arbeiten in der Öffentlichkeit aus. Auch wenn Margrets Schopkas Wandstücke an großartige barocke Teppiche erinnern, denken wir nur einmal an die Flämisch-Französischen Tapisserien, gehören sie doch zu jener Art Kunst, die sich kaum auf eine dekorative Ausgestaltung beschränken dürften. Treten wir näher, dann erwartet uns ein Kosmos, der etwas organisch Gewachsenes hat, der nie zu Ende kommt, an dem die Künstlerin wie die Nornen in der alten germanischen Mythologie, immer weiter arbeitet. „Ich mache nichts mehr neu, ich überarbeite nur noch“, sagt sie selbst. Hier geht eine stille Veränderung vor, die sich in den unmittelbar aus der Natur gegriffenen Blüten, Blättern und Moosen abzeichnet, die sich mit den von vorn nach hinten durchgezogenen Fadenschlingen eines riesigen Stück Teppichbodens verbindet, den Margret Schopka hier zum Bildträger gemacht hat , während sie dort ein Nichts als Bildträger gewählt hat, ein transluzides Nichts, transluzid wie die Zahl „Null“ in Form von durchsichtig gläsernem Tapetenkleister. Geformt, bearbeitet, geschönt, bereichert auch mit Ornament-Siebungen von Kaffeesatz oder Vulkanasche. Diese gewaltige Arbeit wirkt hier kraftvoll und imposant im Raum. Margret Schopka verwendet äußerst sparsame Materialien wie den gebrauchten Teppichboden, die gefundene Vulkanasche, den Tapetenkleister oder die Blüten, die sie findet. Sie arbeitet experimentell und entwickelt aus den allerdünnsten kleinen Algenfäden ihre eigene Kalligrafie. Es geht dabei um ein Werden und Vergehen, eingebunden in eine quasi unantastbare Natur, dem die über weite Strecken in Island lebende Künstlerin ihr besonderes Augenmerk widmet, ohne ihr je zu nahe zu treten oder sie gar zu zerstören. Sehr persönlich ist ihre Tagebuchwand, die ebenfalls Köpfe enthält, größere und winzig kleine, sogar einen aus einer Kastanie geschnitzt. Zugleich korrespondiert sie damit auch wieder mit den Drahtköpfen von Rosemarie Stuffer oder von Rolf Scheider, Achten Sie auf diese diffizilen Materialien und Sie werden noch etwas entdecken: Es ist auch weithin eine „Arte Povera“, eine Kunst mit einfachen unprätentiösen Mitteln. Allen vieren geht es dabei um Form und Deformation, um Klarheit und Verschleierung und eine Umwidmung unserer alltäglichen Wahrnehmung. Wir dürfen staunen und das macht eine Kunstausstellung in diesen restriktiven Coronazeiten doppelt wertvoll.
Zur Eröffnung der Ausstellung PICCOLO 2020 am 12.1.2020 um 15:00 Uhr laden wir Sie ganz herzlich ein. Es begrüßt Sie Vize-Bürgermeisterin Angela Pollheim. Zur Einführung spricht Sabine Klement. Die Ausstellung mit 17 Künstler/innen aus Deutschland die sich dem kleinen Format in der Gegenwartskunst widmet, zeigt Werke von Frank Baquet, Shahin Damizadeh, Georg Gartz, Ulrike Gohla, Friederike Graben, Krzysztof Gruse, Axel Höptner, Hannah A. Hovermann, Marc Kirschvink, Beata Obst, Susanne Patzke, Lena Reifenhäuser, Daniela Renneberg, Barbara Ring, Inge Schmidt, Tor Michael Sönksen und Eri Ständer. Neben etablierten, bekannten Künstlern präsentieren auch wieder junge, interessante Nachwuchskünstler/innen ihre Arbeiten erstmalig mal in Troisdorf. Die Ausstellung ist bis zum16. Februar 2020 jeweils samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 02241/1261581 zu sehen. Die Finissage findet am 16.2.2020 um 11:30 Uhr statt.
Piccolo – eine
Ausstellung, die sich dem kleinen Format widmet – hat im fast achtjährigen
Bestehen des Troisdorfer Kunsthauses schon Tradition, sie findet nun zum
fünften Mal statt.
Beteiligt sind diesmal siebzehn
Künstlerinnen und Künstler mit ihren ganz unterschiedlichen Arbeiten, die hier
in Gruppen nach Künstlern ‚sortiert‘ geboten werden, zu den Arbeiten liegt eine
Liste mit Detailinformationen aus. Vier der ausgestellten Künstler arbeiten in
den im Haus befindlichen Künstlerateliers – eine Förderstipendiatin ist auch
darunter. Die übrigen Damen und Herren wurden von den hier ansässigen Künstler*innen
ausgewählt und eingeladen, um Ihnen Abwechslung zu bieten und den Blick über
die künstlerischen Aktivitäten in Troisdorf hinaus zu richten.
Mein Name ist Sabine
Klement und ich darf sie in meiner Eigenschaft als Inhaberin einer Kunstagentur
in Köln in diese Ausstellung einführen, ich befasse mich also beruflich mit
verschiedenen Arten der Vermittlung zeitgenössischer Kunst und habe mir aus Anlass
dieser Veranstaltung Gedanken über das kleine Format gemacht.
Die Ausstellung zeigt
ihnen ein breites Spektrum an Arbeiten, insgesamt sind es weit über hundert
Stück unterschiedlicher Stile und Techniken und damit macht sie Vielheit und
Vielfalt zu ihrem Programm.
Zusammengehalten wird das
Konzept einmal dadurch, dass hier nur Arbeiten lebender Künstler*innen gezeigt
werden und zum anderen durch das Format, das meint in diesem Fall die Größe der
Arbeiten, dazu gab es die Regel, dass das das Außenmaß 40x40cm nicht
überschreiten durfte. Jetzt erkennen Sie in diesen Räumen leicht, dass das, was
so klar und streng klingt, im Ergebnis große Freiheit lässt. Die Arbeiten sind
nun nicht unbedingt für diese Ausstellung erstellt worden, Künstler*innen
verfügen in aller Regel über einen Fundus und haben dann für diese Präsentation
etwas in ihren Augen Passendes, besonders Charakteristisches ausgewählt.
Dabei ist das Format
natürlich keine ästhetische Kategorie, kein Kriterium für Qualität – die Werke
sind nicht deshalb sehenswert, weil sie 40x40cm nicht überschreiten. Jeder der
anwesenden Künstler*innen verfügt über größere Werke, die zu betrachten sich
womöglich für Sie lohnen würde, liebe Besucher*innen! Betrachten Sie die
Ausstellung insofern durchaus als Appetizer und wenden Sie sich ggf. über das
Kunsthaus an die Künstler*innen, wenn Sie sich für mehr interessieren, denn lebende
Künstler*innen arbeiten für Sie, das zeitgenössische Publikum – nicht fürs
Museum, da kommen ja ehrlich gesagt die allerwenigsten mit ihren Werken hin.
Trotzdem hat das
Kunsthaus die Format-Beschränkung als Zugangsschranke für diese Ausstellung in
seiner Galerie gewählt – warum? Wahrscheinlich auch, weil der Platz an der
Wand, die Ausstellungsfläche begrenzt ist. Der sog. Kunstbetrieb gestaltet sich
nicht nur künstlerisch frei und erhaben, sondern es geht auch oft um:
Handhabbarkeit, Machbarkeit. Man möchte die Bürgerinnen und Bürger Troisdorfs anziehen
und gut unterhalten mit einer abwechslungsreichen Ausstellung, und Werken, die
man auch finanziell einmal zu erwerben im Stande ist – die Ressourcen sind allenthalben
begrenzt.
Aber nun gibt es in
diesem Zusammenhang eine Beobachtung zu machen: Gerade durch das vorgegeben
Format, durch seine Wiederholung, werden die Kunstwerke in ihrer
Unterschiedlichkeit vergleichbar und das einzelne Werk wird damit in seiner
Besonderheit besser wahrnehmbar. Es kann aufschlussreich sein, diesen Vergleich
gleich hier mit einzelnen Arbeiten bewusst und aktiv zu zelebrieren und
vorzugsweise im Dialog mit einem Partner seine Wahrnehmungen zu artikulieren.
Sie werden vielleicht überrascht sein, wie viel konkreter dadurch ihr Gespür,
Ihr Verständnis von Qualitäten an Kunstwerken wird. Durch den Vergleich der
Unterschiede also erschließt sich das einzelne Werk besser – man spricht von
Differenzqualität.
Und es wird
dabei zudem deutlich, dass die Beschränkung
durch eine äußere
Grenze nicht nur als Einschränkung im
Sinne einer Freiheits-Beschneidung wirkt, sondern auch einen Spielraum eröffnet, in dem
künstlerische Techniken und kreative Taktiken zur Anwendung kommen können und
sich in zahlreichen unterschiedlichen Werkvarianten gewissermaßen spektral vor
Ihnen auffächern. Wie spielerisch sich künstlerischer
Einfallsreichtum über die formale Zugangsschranke der ‚Kleinheit‘ schwingt, um
in ganz unterschiedlichen Formen und Sprachen mit ihnen zu kommunizieren, zeigen
sehr gut die hier vertretenen Kunstwerke – ich bleibe bei meiner Aufzählung
bewusst im Materiellen –, es gibt Arbeiten auf Schmirgelpapier, Karton, Holz,
Leinwand und Metall, es wird mit Acryl- und Ölfarbe, Tusche, Kreide, Graphit
und Buntstift gemalt und gezeichnet, es wird gedruckt – Techniken von
Kartoffeldruck bis Siebdruck und einige Fotodruckverfahren sind vertreten -, es
wird geschnitten, gerissen, collagiert und sogar plastiziert, es gibt Malerei,
Grafik, Fotografie, Mixed Media und Objektkunst.
Hier deutet sich schon an, dass das Kleine gegenüber dem
Großen eigene taktische Möglichkeiten hat, sich zu behaupten. Ich lade Sie ein,
mit mir nun noch etwas genauer darauf zu schauen was
die Qualität des Kleinen an sich ist, wenn man es nicht nur als Verkleinerung
des Großen, sein defizitäres Abbild betrachtet. Und dabei zu fragen: welche
Bedeutung hat das Wort ‚klein‘ in Zusammenhang mit Kunstwerken, was löst es bei
uns aus? Rein visuell sagt Kleinheit: ‚Ich bin unscheinbar.‘ – man muss näher
heran gehen, um eine kleine Sache erkennen und angemessen würdigen zu können.
Ein kleines Schmuckstück wirkt bescheiden, zurückgenommen. Es kann aber auch
die Konnotation des Erlesenen,
Besonderen tragen, wie im Ausspruch „klein, aber fein“ zum Ausdruck kommt.
Klein sein heißt beweglich
und flexibel sein – etwas, das man ‚dazwischenschieben‘ kann, wie eine sog. ‚Zwischenmahlzeit‘.
Was beweglich ist, ist
auch unabhängiger, variabler, es passt in Nischen, das macht es überlebensfähig
und alltagstauglich (nota bene: 60% aller lebenden Tiere sind Insekten!).
Man kann eher
eine Vielzahl kleiner Kunstwerke ausstellen, als einige monumentale Werke. Das
Werk im kleinen Format ist wie
ein Modul, ein Baustein: unterschiedlich
einsetzbar und verschiebbar.
Klein sein
bedeutet oft auch leicht zu sein.
Die Technologie unserer Zeit, des sog. Informationszeitalters
setzt darauf Dinge möglichst
klein zu machen – möglichst kleine Speichermedien und
Prozessoren, die sog. Nanotechnologie. Sobald es etwas Kleineres gibt, das dasselbe
leistet wie etwas Größeres, erscheint das Größere als schwerfällig, langsam, unterlegen,
überholt.
Das einzelne Kleine, das um seiner Kleinheit willen eines besonders
aufwändigen Herstellungsprozesses bedarf, tritt uns insbesondere in Form der Miniatur
entgegen. Darunter sind nicht nur verkleinerte Modelle von etwas Großem zu
verstehen, sondern
auch alle
besonders kostbaren ‚Rekordeder Kleinheit‘, zum Beispiel aus
Elfenbein geschnitzte chinesische Wunderkugeln, überaus detailreiche Buchmalerei
des späten Mittelalters – teils mit nur einem Pinselhaar ausgeführt und
Blattgoldverzierung obendrein.
Das Kleine kann durch seine Kleinheit auch geschützt sein vor
Augen und Zugriff anderer, womöglich unbefugter Personen. Man hat es ‚für sich‘
und dem Verhältnis zwischen einem kleinen Gegenstand und seinem Besitzer ist oft
eine besondere Intimität zu eigen.
Ein kleines Bild kann ich mit einem Blick erfassen, es ist vielleicht
nicht größer als das Gesicht einer Person, mit der ich Zwiesprache halte. Um
ein sehr großes Bild als Ganzes zu erfassen, muss ich oft eine distanzierte
Haltung einnehmen – aber dann drohen mir die Details zu entgehen – eine nicht
nur örtlich andere Art der Beziehung.
Das kleine Bild ist für den Betrachter überschaubar: man kann die Bildoberfläche aus der
Nähe mit dem Blick abtasten, jeden Strich nachvollziehen. Das Wahrnehmen ist so innig, wie eine Berührung mit den
Augen.
Kleines kommt per definitionem nicht alleine daher sondern
im Plural – es ist gerne sozial und bringt einige gleichfalls kleine Kumpels zur
Gesellschaft mit. Wo ein großes Bild ist, haben rein physikalisch zwei halb so
große nebeneinander Platz. Aber was das darüber hinaus heißt, verdeutlicht der aktuelle
Vergleich mit der Idee des Jobsharings bei Führungskräften (von dem Einige
immer noch sagen, es sei faktisch unmöglich – während anderenorts schon
erfolgreich Zwei mehr als Eins plus Eins ergeben). Auch mehrere kleine
Kunstwerke ergeben nicht nur die gleiche, anders aufgeteilte Fläche eines
Großen, sondern darüber hinaus alles, was aus ihrer Beziehung zueinander als
Synergie entstehen kann – sie bringen sich gegenseitig zur Geltung. Vergleichbar
bringt auch eine Serie von mehreren Bildern desselben Künstlers dessen künstlerische
Qualität zum Vorschein – wir haben hier mehrere Beispiele, an denen Sie es selbst
nachvollziehen können.
Und nun sehen
Sie mir bitte nach, dass ich Sie auf eine Selbstverständlichkeit ausdrücklich hinweise:
ein kleines Kunstwerk kann selbstverständlich Träger einer komplexen
Bedeutung sein. Der Symbolwert eines Bildes, seine Tiefe, seine technische und
ästhetische Qualität, seine Aura, also seine künstlerische Relevanz stehen
nicht im direkten Verhältnis zu seiner physischen Größe. Ein kleines Kunstwerk
kann für Sie das gewisse Etwas haben, die Kirsche auf dem Törtchen sein oder
die Prise Salz in der großen Suppe ihrer privaten Sammlung oder sogar der Kunst
schlechthin.
Ich schließe mit einem Zitat von Johann Feilacher, er ist künstlerischer
Direktor des Museums Gugging in Österreich und hat 2013 ein Buch über Art Brut veröffentlicht,
es heißt ‚Small Formats‘, dort schreibt er:
„In der Enge und im Kleinen kann man nichts verstecken.“.
In diesem Sinne: genießen Sie mit Muße die Kunstwerke der
Ausstellung – es ist alles sichtbar! Danke für ihre Aufmerksamkeit!
Sabine Klement
Kunstvermittlerin
Januar 2020
Referenz:
Hilfreich und anregend bei meiner Auseinandersetzung mit dem kleinen Format
waren die Schriften von Dr. Michael Niehaus, Literaturwissenschaftler und
Germanist. Danke dafür!
Ausstellungseröffnung „ am 17.11.2019 um 11:00 Uhr. Es begrüßt Sie Vize-Bürgermeister Rudolf Eich. Zur Einführung spricht Michael Schneider.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Dezember 2019 jeweils samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 02241/1261581 zu sehen. Am 15.12.2019 findet um 11:30 Uhr die Finissage statt.
Petra Amerell Claudia Desgranges Isabelle Dyckerhoff Thomas Deyle Rainer Gross Doris Hahlweg
3 KünstlerInnen aus München – 3 Künstlerinnen aus Köln Sechs Maler*innen aus München und aus Köln, die in der Tradition der Farbmalerei stehen, haben trotz der täglichen virtuellen Bilderflut des digitalen Zeitalters mit Farbe und Pinsel auf Leinwand, Aluminium oder Acrylglas ihre ganz persönliche Handschrift entwickelt. Die Gemälde und Bildobjekte entstehen während des Malprozesses, ohne gegenständlichen Bezug und ganz aus der Farbe heraus. Trotz des gemeinsamen Themas unterscheiden sich die einzelnen Positionen der sechs Künstlerinnen und Künstler stark – ihre Schwerpunkte sind jeweils anders gelagert. Die Auswahl der Maler/innen zeigt den jeweils unterschiedlichen Diskurs in Köln und in München. In München ist der expressive, gestische Aspekt der Farbe auf Leinwand stärker im Vordergrund während in Köln die Auseinandersetzung mit ´Farbe an sich`auf unterschiedlichen Materialien erprobt wird.
Munich So bestimmen freie und rhythmisch gesetzte Formen und sich überlagernde Flächen den Bildraum der großformatigen, farbintensiven Leinwände von Petra Amerell. Es geht der Künstlerin um die Frage, wie Farben im Bild miteinander kommunizieren, sich gegenseitig steigern, reizen und Farbklänge bilden, so dass ein aufregendes und vibrierendes Ganzes entsteht. Im Gegensatz dazu stellt Isabelle Dyckerhoff die Frage: wie viel wenig ist genug, damit ein Bild als Bild funktioniert? Im Mittelpunkt ihrer großformatigen – manchmal ungrundierten rohen Leinwand – steht die materielle Präsenz der Farbe und ihre räumliche Wirkung. Farbe kann gestisch den Bildraum erobern oder in relativ regelmäßigen rechteckigen Formen einem Raster oder Muster ähnlich die Leinwand bespielen oder ganz sparsam gesetzt werden. Die Malerei auf Aluminium von Doris Hahlweg ist äußerst subtil – teils irisierend, teils transparent, teils leicht und glänzend, teils schwer und matt – sind die Farben in wechselndem Duktus aufgetragen, wobei der Interaktion von Malgrund und Farbe eine zentrale Bedeutung zukommt. Der Objektcharakter von Farbe und Tafeln erweisen sich dabei als wesentliche Themen.
Cologne Thomas Deyles Bilder auf Acrylglas gehören ins Zentrum des Purismus. Sein Thema ist die reine Farbe, sie ist das Subjekt und zugleich im wörtlichen Sinne ihr Gegenstand. In hundertfachen Schichten wird die dünnflüssige Farbe auf den Bildträger aufgetragen. Die Farbe ist Fläche und zugleich virtueller Raum. Farbe und Licht werden in seinen Bildern zu fast spürbarer Energie. Die ´Twins`- oder Contaktpaintings von Rainer Gross sind Diptychen, zweiteilige gleichgroße Bilder, die durch ein aufwendiges technisches Verfahren hergestellt werden. Sie entstehen durch Abdrücken des einen Bildes auf das andere. Die mit unterschiedlichen Farbmaterialien benetzten Bilder werden erst durch das Zusammenpressen der einzelnen Formate – sozusagen – „bemalt“. Es entstehen Bilder mit einem intensiven Kolorit und einer enormen haptischen Präsenz des flächigen Farbauftrags. Claudia Desgranges beschäftigt sich in ihren mehrteiligen Arbeiten auf Aluminium mit den Grundlagen der Malerei und ihren Möglichkeiten. Die meist zwei- oder dreiteiligen, farbintensiven Bilder(„composite paintings“), sind so aufeinander bezogen installiert, dass sich die dünnen Aluminiumplatten gegenseitig überlagern. Die einzelnen unterschiedlichen Bildformate bestehen z.T. aus Zitaten der – eigenen – Malereigeschichte. Im Spiel mit den unterschiedlichen Farben, Bewegungsrichtungen und Geschwindigkeiten werden neue Seherfahrungen initiiert.
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